Wissenschaftlich Theologisches Seminar

- Heidelberg 2010 -

Textur + Rhythmus der Altstadtfassade

 

Das Wissenschaftlich-Theologische Seminar wurde von 1972 bis 1975 unter Einbeziehung eines barocken Bürgerhauses erbaut und wird seitdem als Instituts- und Seminargebäude genutzt.

Eine energetische Sanierung und die Umwandlung einer kleinen Tiefgarage für die Erweiterung der Bibliotheksflächen wurden zum Anlass genommen eine Integration und Adaption der Baukörper und der Fassaden mit seiner Umgebung im Duktus der Altstadt zu fördern.

Unter Berücksichtigung der fünften Ansicht wurde der Gliederung der Gesamtbaumasse schon in den 70er Jahren einer großen Bedeutung beigemessen. Mit abgesetzten Dächern unterschiedlicher Höhe erreichte man eine typische Altstadtaufsicht.
Bei der Gliederung der Fassaden hingegen stand die bessere Belichtung der Seminarräume auf der Agenda und bestimmte die Fassaden mit baukörperlangen dunkler Fensterbänder, teilweise auch um die Gebäudeecken gelegt.

 

Der historische Blick durch die Heidelberger Altstadtgassen wird durch zueinander versetzte, meist barocke Baukörper entlang der mittelalterlichen Straßenführung bestimmt. Die klassische Lochfassade bestimmt das Bild. Die oft hellen Fassaden sind mit dunkel angelegten, barocken Fenstergewände belegt und ergeben in der Summe der Häuser die Altstadttextur, schaffen einen ortstypischen Rhythmus.

Vor dem Umbau

Es bestand der Wille einen gelungenen Vertreter der 70er Jahre nicht bis zur Unkenntlichkeit zu verwandeln, zu brechen, sondern ihn mit seinen wertigen Wesenszügen zu erhalten und ihm dennoch zu einer texturellen Integration zu verhelfen.

Ein kräftiger Sockel aus Betonfertigteilen mit feinen Kanneluren verschafft dem Baukörper die Verbindung mit der Altstadtgasse, mit dem Boden. Die alten Holzfenster wurden mit einer neuen Isolierglasscheibe versehen, hell angelegt und erhielten eine ebenfalls hell gestrichene, mit dem Gesims und den neuen gedämmten Brüstungen der Obergeschosse bündige, vorgesetzte Kastenanlage. Die senkrechten Laibungen der Kästen erhalten in jedem zweiten Feld einen farbigen Anstrich. Im flachen Sichtwinkel der Straßenpassanten entsteht nun der beschriebene Effekt. Die Verwendung von zwei Farben für die unterschiedlichen Gebäudekubaturen schafft eine weitere Untergliederung.

Die Dachflächen, bisher mit schwarzen Zementfaserschindeln gedeckt erhalten eine Eindeckung mit echtem Schiefer, ein Material, das in der Heidelberger Altstadt den universitären und wichtigen Städtischen Gebäuden und den Kirchen historisch vorbehalten war.

Fotos (neu): Dirk Altenkirch

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